Von heiligen und letzten Dingen
(Teil II)

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manche Dinge ereignen sich ohne Plan ...

– so war es auch, als im März 2018 mein Schwiegervater nach langer Krankheit verstarb. Nie hatte ich darüber nachgedacht, seinen Sarg zu bauen. Er lebte im Rheinland, meine Schreinerei ist am Bodensee und der Aufgabenbereich "Bestattungen" gehört nicht zu unserem Portfolio. Aber als mich jetzt am Totenbett mein Schwager darum bat, den Sarg für unseren Vater zu fertigen, habe ich spontan zugesagt. In allem Schmerz freute ich mich auf die Herausforderung, eine solche Aufgabe in kürzester Zeit und dennoch höchster Perfektion zu vollbringen. Vor allem aber wollte ich meinem hochgeschätzten Schwiegervater meinen Respekt und meine Dankbarkeit bezeugen, er sollte im schönsten nur denkbaren Sarg ruhen.

So rasch, konzentriert und intensiv wie in den folgenden Tagen arbeiten wir in unserer Werkstatt nicht immer – ein derart hohes Arbeitstempo lässt sich konstant nicht durchhalten. Die Bilderserie, die das Werden des besonderen Bettes dokumentiert, entstand ähnlich rasch wie ihr Gegenstand und war dabei vor allem eins: bloßes dokumentarisches Nebenprodukt einer auf das Wesentliche konzentrierten Tätigkeit. Gelegentliche Unschärfen möge der Betrachter also verständnisvoll in Kauf nehmen.

 

 

 

Übrigens: der Sarg ist aus Ulme, einem inzwischen auf dem Markt kaum mehr greifbaren Holz aufgrund der Verheerungen, die der Ulmensplintkäfer in den Beständen angerichtet hat. Mein Entwurf orientiert sich am Modell des für Benedikt II entworfenen "Papstsarges".

... und jetzt der Reihe nach:

Er ist nicht nur ein superguter Schreiner, er ist ein Künstler.
— Christian Müller, Schienen, über Freddy Overlack